Vorher herrscht meistens Chaos. Sie haben es so in sich, die Rohstoffe für eine Collage. Sie sind unklar und undeutlich, wimmelnd grell oder nichtssagend farblos, mit Rändern, Kanten und Textblöcken versehen, überlappend und sich gegenseitig überdeckend – roh eben. Ich sehe sie mir an und denke darüber nach, welcher Teufel mich geritten haben mag, als ich beschloss, Dieses und Jenes als aufbewahrungswürdige Hoffnungsträger zu behalten.

Ein Impuls des inneren Widerstandes schlägt vor, den Papierkorb unter die Tischkante zu halten und alles, wie es ist, mit der flachen Hand runterzufegen. Dann wäre wieder Ordnung. But I don’t do inneren Widerstand. Und selbst wenn, sitze ich am Ende stundenlang vor dem Papierkorb und fische die einzelnen Dinge wieder raus und schneide sie aus und die Schnittreste fallen auf den Haufen, aus dem ich dann das nächste Ding rausfischen werde. Denn: Wenn man Chaos ignoriert, wenn man es mit flacher Hand in die Tonne bewegt, kehrt es wieder – unerbittlich und mächtiger denn je.
Collage bedeutet, sich dem Chaos zu geben, sich damit zu arrangieren, sich nicht mehr davon zu impulsiven Gesten verleiten zu lassen. Collage ist ein gewolltes, ein klares, ein geordnetes (auch wenn es oft anders erscheint) Miteinander von Dingen. Sie ist ein Fleckchen Ordnung, wie ein friedliches, neutrales Stückchen Staat, das niemanden angreift und immun gegen Angriffe ist.